Schluss mit leeren Worten: Ich gründe eine Sekundarschule!

«Schule neu denken»? Eine nette Worthülse. Unsere Jugendlichen können nicht warten, bis wir Erwachsenen mit Rezepten der Vergangenheit gemütlich die Schule von morgen kreiert haben. Wir brauchen eine «Vision JETZT»! Ich habe mich entschieden, eine Sekundarschule zu gründen – ohne Stundentafeln, Klassen und Noten. Dafür mit 5 Future Skills.


Den Kern meiner Sekundarschule bilden 5 Schwerpunkttage:

1. MINT-Day
Am ersten Wochentag stehen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik und Technologien im Zentrum. Gelernt, geforscht und kreiert wird in Makerspaces, Klassenräumen, Labors, in der Natur sowie an zahlreichen weiteren Lernorten innerhalb und ausserhalb der Schule. Die Jugendlichen profitieren von Partnerschaften mit Forschungsanstalten und nutzen digitale Räume. Das Ziel besteht darin, sich wissenschaftliche und technologische Kompetenzen anzueignen, und in der Welt von morgen sicher, schöpferisch und selbstbestimmt agieren zu können.

KI, Metaverse und Virtual Reality sind da. Jugendliche brauchen das Knowhow dazu.


2. Com-Day
Der Com-Day findet im Wochenturnus abwechselnd in Deutsch, Englisch und Französisch statt. Weitere Sprachen stehen als freiwillige Zusatzangebote zur Verfügung. Relevante und emotionale Themen regen die Jugendlichen zur Kommunikation an und unterstützen sie dabei, sich Sprachfertigkeiten nebenbei anzueignen. Der Tag ist  so aufgebaut, dass in kleinen Gruppen herausfordernde Probleme gelöst werden. Dabei wird reflektiert, in welcher Form Empathie, Rücksicht, Kooperation, Ideen, Feedback, Fehlerkultur und soziokratische Entscheidungsfindung integriert und geübt werden können. 

Grammatik ist okay. Vor allem muss Sprache allerdings Kooperationsbasis sein.


3. Outdoor-Day
Heute werden Körper und Psyche trainiert. Fachpersonen stellen ein Kursangebot zu Sport, Spiel, Ausdauer- und Krafttraining, Entspannung, Ernährungs- und Freizeitmanagement, Stressprophylaxe sowie Gesundheit bereit, zudem werden behutsam Resilienz, Frustrationstoleranz und Belastbarkeit erweitert. Im Vordergrund stehen keine Wettbewerbe, sondern Bewegung, Spass und Wohlbefinden. Zur Verfügung stehen Natur sowie In- und Outdoor-Sportanlagen.

Megaskill der Zukunft: Belastung und Gesundheit managen


4. Me-Day
Der Me-Day ist der künstlerische Event zur Persönlichkeits- und Stärkenentfaltung. An diesem Tag lernen und arbeiten die Jugendlichen für einmal alleine. Sie entwickeln ihre indviduellen Stärken und gehen ihren brennenden Interessen nach. Dabei reflektieren sie ihr Schaffen, indem sie sich wahrnehmen, Ziele stecken, Hindernisse überwinden, Erfolge feiern und je nach Bedürfnis Feedbacks einholen. Der inhaltliche Schwerpunkt kann auf künstlerischem Tun, Handwerk, Forschung, Erfindung oder einer anderen Projektarbeit liegen.  

Wer sich selbst besser kennt, mag und einschätzt, gestaltet sein Leben zuversichtlicher.


5. World-Day
Dem World-Day sind keine Grenzen gesetzt! Er bildet den lustvollen Abschluss der Woche und öffnet im wahrsten Sinn des Wortes Welten. Lokale, regionale, thematische und globale. Ausgangspunkt ist stets die Frage: «Was geschieht gerade in meiner Welt, und welches ist meine Rolle?» Je nach Aktualität, persönlicher Betroffenheit der Jugendlichen und Kompetenzen der Lehrpersonen werden Umwelt-, Klima- und Gesellschaftsfragen, Beziehungen, Arbeitswelten, Soziales, Politik, Geografie oder Kultur  thematisiert. Formen dazu sind Exkursionen, Korrespondenzen, Online-Meetings, Workshops, Recherchen, Vorträge und vieles mehr.

Die Hauptaufgabe der Schule besteht darin, Kinder und Jugendliche zu lebenslanger Neugier zu inspirieren.


Feste Klassen gibt es in meiner Sekundarschule keine. Stattdessen organisieren sich die Jugendlichen in festen Viererteams, die zweimal jährlich neu zusammengesetzt werden. In diesen Teams erarbeiten sie passende Kooperationsformen und führen sich weitgehend selbst. Sie finden Lösungen, um konstruktiv mit unterschiedlichen Voraussetzungen in sozialer, emotionaler, kognitiver oder körperlicher Hinsicht umzugehen. Jedes Viererteam erhält zudem eine Lehrperson als Coach.  


Ja, ich gebe es zu, ich habe wieder einmal geträumt. Sorry. Aber falls ich nun diese Sekundarschule nicht gründe: Habe ich jemanden dazu inspiriert, es zu tun? Wäre es nicht eine vielversprechende Idee? Auf jeden Fall würde ich mich mit Enthusiasmus in einen solchen Prozess einbringen.

André Kesper ist Kommunikations- und Organisationsberater sowie Coach bso und arbeitet parallel dazu als Schulberater. Möchten Sie mit ihm über gelingende Change-Prozesse sprechen? Schreiben Sie jetzt eine Mail